Die letzten Wochen waren anstrengend. Das Wartezimmer war voll, das Telefon klingelte ununterbrochen, die Krankheitswelle hatte zugeschlagen und das Personal dezimiert. Die verbliebenen Mitarbeiterinnen eilten von Behandlungsraum zu Behandlungsraum. Die Zahnärztin setzte sich geschafft an ihren Schreibtisch und seufzte: „Im Moment ist es einfach zu stressig. Wie soll ich denn jetzt Veränderungen anstoßen, das würde doch nur für noch mehr Unruhe und Stress sorgen. Warten wir lieber, bis wieder Ruhe eingekehrt ist.“
Diesen Satz höre ich öfter. Doch genau hier liegt der Trugschluss. Einen idealen Zeitpunkt und ruhige Zeiten für Veränderungen gibt es selten. Oft glauben wir, dass ein Abwarten uns vor weiterem Stress bewahrt, aber in Wirklichkeit ist es die fehlende oder vorschnelle, ungenaue Anpassung, die uns überfordert. Gerade wenn der Druck hoch ist, sind Veränderungen nicht nur notwendig, sondern können der wahre Schlüssel zur Entlastung sein.
Warum jetzt der richtige Zeitpunkt für Veränderung ist
Stress entsteht oft durch ineffiziente Abläufe, unklare Strukturen oder dem Festhalten an alten Gewohnheiten. In einer ohnehin angespannten Situation scheint es verlockend, den Status quo zu bewahren. Doch das ist wie eine lecke Stelle im Boot zu ignorieren, weil man gerade zu beschäftigt ist, das Wasser herauszuschöpfen.
Die Frage ist nicht, ob Veränderung möglich ist, sondern wie sie so gestaltet werden kann, dass sie entlastet, statt belastet.
Hier sind vier Strategien, um Veränderungen gezielt einzusetzen und gleichzeitig Stress zu reduzieren:
1. Die richtigen Dinge tun
Im hektischen Alltag der Praxis verbringen viele PraxisinhaberInnen ihre Zeit damit, zu reagieren – Mitarbeiterinnen sind krank, ein Gerät ist kaputt, etwas fehlt, zu viele Patienten …
Die Lösung: Triff als PraxisinhaberIn mutige Entscheidungen, auch wenn sie auf den ersten Blick radikal erscheinen. Gestalte deine Praxis und die Abläufe so, dass sie für dich als PraxisinhaberIn passend sind. Das betrifft das Behandlungsspektrum, Behandlungszeiten aber auch das Patientenklientel. Was möchtest du für deine Praxis? Welche Behandlungen führst du gerne und gut durch? Welche Patienten möchtest du für deine Praxis gewinnen? Und wenn du denkst: „Das kann ich doch nicht machen!“ – dann lass uns an diesem Glaubenssatz arbeiten.
2. Verantwortung dort lassen, wo sie hingehört
Viele PraxisinhaberInnen tragen mehr Verantwortung, als sie eigentlich müssen. Aufgaben, die delegiert werden könnten, bleiben auf dem eigenen Schreibtisch liegen. Das Problem? Dieses „Ich mach das lieber selbst“-Denken führt langfristig zu Überlastung.
Die Lösung: Prüfe genau, welche Aufgaben delegierbar sind. Gibt es wiederkehrende Prozesse, die von einer anderen Person im Team übernommen werden können? Klare Verantwortlichkeiten zu definieren, sorgt dafür, dass nicht alles auf einer Schulter lastet und reduziert unnötigen Stress.
Die Dinge werden aber anders erledigt, als du es möchtest? Dann investiere Zeit in die Einarbeitung oder lass uns den dahinterliegenden Glaubenssatz finden und daran arbeiten.
3. Abläufe vereinfachen und automatisieren
Häufig entsteht Stress durch ineffiziente Prozesse, die Zeit und Nerven kosten. Beispielsweise wiederholte Terminabsagen, lange Kommunikationswege oder fehlende digitale Unterstützung.
Die Lösung: Gibt es digitale Tools oder einfache Anpassungen, die Abläufe in der Praxis verbessern können? Ein Online-Terminbuchungssystem kann das Telefonaufkommen reduzieren, ein klares Terminbuchmanagement bringt Ruhe in den Behandlungsalltag, vordefinierte Checklisten können den Arbeitsalltag erleichtern. Manchmal sind es kleine Veränderungen, die eine große Wirkung haben.
Es gibt unterschiedliche Technikaffinitäten in deinem Team? Dann lass dich mit einem INQA Coaching bei der Digitalisierung, dem Ausbau der Technikfähigkeiten und dem entsprechenden Mindset unterstützen.
4. Bewusst Pausen einplanen – auch für das Team
In stressigen Zeiten verzichten viele darauf, bewusst Pausen einzulegen. Das Ergebnis? Noch höherer Stress, steigende Fehlerquote und irgendwann totale Erschöpfung.
Die Lösung: Pausen sollten nicht als „Verschwendung“ von Zeit gesehen werden, sondern als wichtiger Bestandteil eines effektiven Tagesablaufs. Ein strukturiertes Pausenkonzept kann helfen, Energiereserven aufzuladen und langfristig leistungsfähig zu bleiben.
Du denkst, das kannst du dir nicht leisten? Dann lass uns auch da an deinem Mindset arbeiten, denn DU bist nicht nur der wichtigste Mensch in deinem Leben, sondern auch eine tragende Säule deiner Praxis. Wenn die nicht regelmäßig gewartet wird …
Stress reduzieren bedeutet, bewusst zu steuern
Der größte Fehler, den wir machen können, ist zu warten, bis sich die Umstände von selbst verbessern. Wer weniger Stress im Alltag möchte, muss aktiv werden und Veränderungen gezielt einführen.
Die Zahnärztin blickte mich in unserem Gespräch nachdenklich an. „Eigentlich macht das Sinn“, sagte sie schließlich. „Wenn wir mehr Implantationen durchführen, bekommen wir mehr Ruhe in den Tag. Ich habe Spaß daran und auch die Mitarbeiterin möchte mehr chirurgisch arbeiten. So würden wir alle mehr von dem machen, wo wir Freude dran haben und die uns leicht von der Hand gehen… Vielleicht ist es wirklich nicht der falsche Zeitpunkt, sondern genau der richtige!“
Das ist genau der erste wichtige Schritt: Ein neues Denken zulassen. Denn manchmal ist Veränderung nicht die Ursache von Stress – sondern die Lösung.
Melde dich gerne bei mir, wenn ich du dir auf deinem Weg Unterstützung wünscht.
Bild: pressfoto / freepik.com

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